|
||||
Schimmelpilze - Lebensweise, Schaden, Bekämpfung
Allgemeines zu Schimmelpilzen |
"Schimmelpilze" ist ein Sammelbegriff für Mikroorganismen, die typische Pilzfäden und Sporen ausbilden können und dadurch mit bloßem Auge als Schimmelbelag (oft farbige dunkle Flecken - meist schwarz, dunkelbraun oder grün) sichtbar werden. Schimmelpilze sind ein Bestandteil unseres täglichen Lebens. Bisher sind über 100.000 Schimmelpilzarten beschrieben; es wird jedoch angenommen, dass etwa 250.000 Arten vorkommen. Da die Schimmelpilze sehr genügsam sind, findet man sie nahezu auf allen Materialien. Sie sind allgegenwärtig und in geringen Mengen harmlos. Ihre Sporen finden sich überall in der Luft. Übersteigt allerdings eine Schimmelpilzkonzentration ein bestimmtes Maß, so kann es zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen für den Menschen kommen. Alleine in Deutschland ist die Zahl der Allergiker auf über 30 Millionen Mitbürger angestiegen, wovon allein circa 30% von einer Schimmelpilzallergie betroffen sind, Tendenz zunehmend. Wenn bei Innenraumbelastung mit Schimmelpilzen gesundheitliche Beschwerden auftreten, muß grundsätzlich auch mit dem Auftreten von Bakterien gerechnet werden. Die gesundheitliche Gefährdung kann u.a. durch die von gramnegativen Bakterien stammenden Endotoxine, durch antibiotische Stoffe (vermutlich in der Hauptsache produziert durch Actinomyceten) sowie vermutlich auch durch pathogene Bakterien verursacht sein. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Pilznomenklatur |
Die einzelnen Schimmelpilze werden mit lateinischen Doppelnamen bezeichnet. Dabei steht der erste Teil des Doppelnamens für die Gattung (z.B. Aspergillus, Penicillium), der zweite Teil bezeichnet die einzelne Pilzart (z.B. Aspergillus niger, Penicillium chrysogenum). |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hyphen, Myzel, Fruchtkörper |
Während der Entwicklung der Schimmelpilze unterscheidet man die vegetative Phase (Wachstumsphase) und die generative Phase (Vermehrungsphase). In der Wachstumsphase, die mit dem bloßem Auge nicht erkennbar ist, bildet der Schimmelpilz fadenartige, meist farblose Zellfäden (Hyphen), die in ihrer Gesamtheit Myzel genannt werden. Das Myzel kann sich im Substrat entwickeln (Substratmyzel) oder auf der Substratoberfläche, um sich von dort aus in den Luftraum zu erheben (Oberflächenmyzel). Beim Myzel handelt es sich also um das "Wurzelgeflecht" des Pilzes, welches sich im Untergrund des befallenen Materials befindet. Mit zunehmender Verdichtung werden dann erste dunkle Punkte erkennbar: umgangssprachlich Stockflecken. Schon von ihnen geht der typisch modrige Geruch aus, der auch dem Fruchtkörper zu Eigen ist. Dieser zeigt sich, anders als beliebte Waldpilze, als unansehnlicher flächiger, filziger Belag auf der Oberfläche von Wänden usw.. Der Fruchtkörper ist verantwortlich für die Produktion der Sporen. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Sporen |
Die Sporen sind praktisch die Samen des Schimmelpilzes. In der generative Phase bilden die Schimmelpilze zur Verbreitung eine Vielzahl dieser Sporen, die je nach Art ihrer Entstehung in ungeschlechtliche (Sporangiosporen, Konidien) und, viel seltener, geschlechtliche Sporen (Zygosporen, Ascosporen) unterteilt werden. Erst mit Hilfe dieser Strukturen sind Schimmelpilze bestimmbar. Da die ungeschlechtlichen Sporen meist in großer Anzahl gebildet werden und oft gefärbt sind, werden die Schimmelpilze in diesem Stadium dann auch mit dem bloßen Auge z.B. als Schimmelpilzflecken erkennbar. Schimmelpilzsporen sind rundlich und umfassen je nach Art den Größenbereich von 2 bis 20 µm, in wenigen Fällen bei 30µm und mehr (1µm entspricht 1/1000 mm). Die meisten Sporen haben Durchmesser unter 10 µm und sind damit lungengängig. Sie können eingeatmet werden sowie in der Luft über weite Strecken schweben und mit dem Wind transportiert werden. Pilzsporen sind schwerer als Luft und sinken daher bei ruhiger Luft ab und können so neue Substrate besiedeln. Aufgrund der dicken Zellwände aus Chitin sind Schimmelpilzsporen sehr widerstandsfähig gegen Austrocknung. In diese Zellwände sind bei vielen Schimmelpilzarten Melanine eingelagert, die die Sporen vor Schäden durch UV-Licht schützen. Außerdem sind einige Schimmelpilzsporen sehr hitzeresistent. Die Sporen sind in unseren Breitengraden in einer bestimmten Konzentration in der Luft praktisch immer vorhanden: im Sommer ca. 3.000, im Winter ca. 50 pro Kubikmeter. In dieser üblichen Konzentration sind sie in der Regel auch ungefährlich für Mensch, Tier und Gebäude. Der wichtigste Faktor für die Keimung der Sporen ist die Wasseraktivität des Nährmediums. Die Wasseraktivität beinhaltet dabei nur das Wasser vom Gesamtwassergehalt, welches nicht an Fasern oder Salzen fest gebunden ist. Außerdem ist die Wasseraktivität von der chemischen Zusammensetzung, der Temperatur und dem ph-Wert abhängig. Die Wasseraktivität steht somit im direkten Zusammenhang mit der relativen Luftfeuchtigkeit. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Verbreitung und Vorkommen
|
Schimmelpilze sind an der Zersetzung von organischem Material beteiligt und spielen damit eine große Rolle im Kohlenstoffkreislauf der Natur. Im Gegensatz zu grünen Pflanzen sind Pilze nicht in der Lage, Sonnenlicht als Energiequelle zu nutzen und aus Kohlendioxid und Wasser Biomasse zu bilden. Schimmelpilze sind chlorophylfreie Organismen. Sie brauchen zum überleben Kohlenstoff aus organischen Materialien. Hauptsächlich sind sie deshalb im Erdboden zu finden, von wo sie mit ihren überreich gebildeten Sporen andere Lebensbereiche besiedeln. So gelangen die Sporen, bevorzugt in trockenen Sommermonaten, in sehr großer Anzahl in die Luft. Ihre Konzentration in der Außenluft ist je nach Ort, Klima, Tages- und Jahreszeit großen Schwankungen unterworfen. Diese Schwankungen werden durch natürliche Einflüsse hervorgerufen, beispielweise durch Änderung der Temperatur und Feuchtigkeit im Jahresverlauf sowie durch Abhängigkeit von der geografischen Lage, Ansammlung von verrottendem Material oder Aufwirbelung von Erde. Weiterhin können Schimmelpilze auch durch Produktionsprozesse freigesetzt werden, z.B. in Kompostierungsanlage, Wertstoffsortierungsanlagen, Tierhaltungsanlagen oder in der Getreideverarbeitung. In der Außenluft ist die Lebensdauer der Pilzsporen von der Temeratur, der Luftfeuchtigkeit und der Sonneneinstrahlung abhängig. Farblose Sporen werden rasch durch die UV-Strahlen im Sonnenlicht abgetötet. Dies führt dazu, dass die pigmentierten Sporen von Alternaria und Cladosporum in allen untersuchten Luftproben der verschiedensten Regionen der Erde überwiegen. Schimmelpilze in der Innenraumluft können zwei Quellen haben. Zum einen können sie bei Lüftungsvorgängen aus der Außenluft in den Innenraum gelangt sein; zum anderen können sie aus Quellen im Innenraum (z.B. verschimmelte Wände) stammen. Daher muß bei Schimmelpilzmessungen in der Innenraumluft parallel auch die Außenluft untersucht werden. Da Räume häufig mehr Staub enthalten als die Außenluft und sich die Sporen an die Staubteilchen anhängen, können hohe Keimgehalte auftreten, zumal eine Verdünnung durch Luftbewegung vermindert ist und die abtötende Wirkung der UV-Strahlen hier fehlt. Ein hoher Anteil an Schimmelpilzsporen in der Innenluft entsteht immer dann, wenn in Innenräumen mit staubenden organischen Materialien gearbeitet wird (z.B. Scheunen, Tierställen, Mühlen, Malzfabriken, Lederfabriken, holzverarbeitende Industrie). Im Wasser sind Schimmelpilze nur selten anzutreffen. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Nahrung und Lebensbedingungen |
Wie die nachstehende Tabelle zeigt, stellen die Schimmelpilze sehr geringe Ansprüche an ihre Lebensbedingungen, wobei die Feuchtigkeit die entscheidende Rolle für das Wachstum spielt.
Aus den Lebensbedingungen der Schimmelpilze lassen sich die Forderungen für einen vorbeugenden Bestandsschutz ableiten wie
Diese Bedingungen verhindern zwar nicht eine Kontamination mit Schimmelpilzsporen, aber das Auskeimen und damit die Schädigung durch Schimmelpilze wird deutlich verringert. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gesundheitsgefährdung durch Schimmelpilze |
Epidemiologische Studien belegten eindeutig einen Zusammenhang zwischen Schimmelpilzexpositionen und Atemwegsbeschwerden. Es ist aber nicht möglich anzugeben, ab welchen Konzentrationen von Schimmelpilzen in Innenräumen mit welchen Erkrankungshäufigkeiten zu rechnen ist. Die gesundheitlichen Auswirkungen sind abhängig von der Anzahl der Sporen, der sporenproduzierenden Schimmelpilzart und der individuellen Disposition des Menschen sowie der Häufigkeit der Exposition. Daher kann aus gemessenen Schimmelpilzkonzentrationen nicht unmittelbar auf gesundheitliche Wirkungen geschlossen werden. Es gibt zur Zeit in Deutschland noch keine verbindlichen Bewertungskriterien für eine Schimmelpilzbelastung in Innenräumen. Wichtig ist zu beachten, dass allergische und reizende bzw. toxische Wirkungen sowohl von lebenden als auch von abgestorbenen Schimmelpilzen ausgehen können, während zur Auslösung von Infektionen nur lebende Schimmelpilzstrukturen befähigt sind. Schimmelpilze sind in der Lage
auszulösen. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Typische Syptome |
Die häufigsten Symptome und körperlichen Reaktionen bei Schimmelpilzbelastungen sind unspezifisch. U.a. sind zu nennen: Hals- und Nasenreizungen, Atemnot, Husten, Asthma, Kopfweh, Reizerscheinungen der Augen, Reizungen der Haut (Neurodermitis), erhöhte Infektanfälligkeit, chronischer Erschöpfungszustand, Konzentrationsstörungen, Muskelschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden und Allergien. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Allergene Wirkungen |
Grundsätzlich sind alle Schimmelpilze geeignet,
Allergien hervorzurufen. Schimmelpilz-haltiger Staub ist in der TRGS 907 (Technische
Regel für Gefahrstoffe) als allergen eingestuft. Die Schimmelpilze Penicillium
marneffei und Aspergillus
fumigatus sind in der TRBA 460 (Technische Regel für
biologische Arbeitsstoffe) als besonders allergen eingestuft. Auch nach Desinfektionsmaßnahmen
können allergene Bestandteile von Schimmelpilzen noch nachgewiesen werden. Allergene
sind nicht nur an den Schimmelpilz oder seine Sporen gebunden, sondern werden auch
vom Schimmelpilz an den umgebenden Staub abgegeben. Die Sporen der Schimmelpilze gehören
zu den wichtigsten Innenraumallergenen. Sie verbreiten sich im Innenraum und binden
sich an Feinstäube, die als Schwebstaub in der Innenraumluft vorhanden sind. So
werden sie von den sich dort aufhaltenden Menschen eingeatmet und gelangen über
die Atemwege in den menschlichen Organismus. Die gesundheitlichen Auswirkungen der
Sporen sind abhängig von der Anzahl der Sporen, der sporenproduzierenden Schimmelpilzart
und der individuellen Disposition des Menschen. Allergien als übersteigerte Reaktion
des Abwehrsystems auf bestimmte Allergene werden in vielen Fällen durch fremde
Eiweißstrukturen, wie sie auch Schimmelpilzsporen darstellen, hervorgerufen.
Es gibt vier Typen der durch Schimmelpilze hervorgerufenen allergischen Reaktion. Davon
ist Typ I am wichtigsten,aber auch Typ III und Typ IV sind von Bedeutung. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Reizende Wirkungen |
Reizende Wirkungen wurden bisher - fast ausschließlich - an belasteten Arbeitsplätzen mit hohen Schimmelpilzkonzentrationen nachgewiesen. Das Organic Dust Toxic Syndrom (ODTS) wird in diesem Zusammenhang ursächlichen mit dem Einatmen hoher Schimmelpilzkonzentrationen gebracht. Das Krankheitsbild äußert sich durch grippeartige Symptome, Fieber, Haut- und Schleimhautreizungen sowie Erschöpfungszustände innerhalb weniger Stunden nach Kontakt mit den Stoffen. Zum ODTS gehören das Drescher-, Getreide- bzw. Mühlenfieber. Unter dem Begriff Mucous Membrane Irritation (MMI) bezeichnet man weitere schleimhautreizende Krankheitsbilder, die ebenfalls nur auf belastete Arbeitsplätze zu übertragen sind und die sich nach mehrwöchiger Exposition mittlerer Schimmelpilzkonzentrationen entwickeln können. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Infektiöse Wirkungen (Mycosen) |
Mycosen sind Erkrankungsformen, die durch direkten
Kontakt mit Schimmelpilzen auf der Haut (epidermale Mycosen) oder der inneren Organe
(Endo- oder Systemmycosen) entstehen. Mycosen kommen nur sehr selten und fast ausschließlich
bei stark immungeschwächten Menschen (Krebs- oder HIV-Patienten) hauptsächlich
im klinischen Bereich vor. Die am häufigsten beschriebene
Mycose ist die durch Aspergillus-Arten (z.B.
Aspergillus fumigatus, Aspergillus niger) hervorgerufene
Aspergillose der Haut
oder innerer Organe. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Geruchsbelästigung (MVOC) |
Schimmelpilze können einen modrigen, faulen (oftmals auch erdigen, pilz-ähnlichen) Geruch, der die Lebensqualität beträchtlich beeinflussen kann, verursachen. Bei diesen riechbaren flüchtigen organischen Verbindungen (MVOC, Microbial Volatile Organic Compounds) handelt es sich um ein Gemisch von verschiedenen Stoffen wie Alkohole, Terpene, Ketone, Ester und Aldehyde. Bisher wurden etwa 30 solcher Verbindungen identifiziert, die von Schimmelpilzen und teilweise auch von Bakterien gebildet werden können. Die besten Indikatoren für einen mikrobiellen Befall sind 3-Methylfuran, Dimethyldisulfid, 1-Octen-3-ol, 3-Octanon und 3-Methyl-1-Butanol. Weniger spezifische Indikatoren sind Hexanon, Heptanon, 1-Butanol und Isobutanol, da diese auch aus Bauprodukten oder Farben ausgasen können. Einige Studien ergaben einen Zusammenhang zwischen MVOC-Exposition und gesundheitlichen Beschwerden, wie Schleimhautreizungen und Kopfschmerzen. Toxische Wirkungen der MVOC in Innenräumen sind aber nach heutigem Kenntnisstand nicht relevant. Insgesamt ist die gesundheitliche Bedeutung der MVOC aber noch nicht ausreichend erforscht. Die Bestimmung der MVOC gibt lediglich einen Hinweis, ob ein verdeckter mikrobieller Schaden vorliegt, welcher dann genauer lokalisiert werden muß. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Toxische Wirkungen (Mykotoxine) |
Bestimmte Schimmelpilze, wie z.B. Stachybotrys atra, Aspergillus Arten, Penicillium Arten, Trichoderma, Paecilomyces können sehr potente Giftstoffe, so genannte Mykotoxine, produzieren. Hierbei handelt es sich um Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen sowie um die Zellwandbestandteile (Glukane), die hauptsächlich über die Nahrung in den menschlichen Körper gelangen und dann toxisch wirken können. Schimmelpilztoxine können auch durch Inhalation der begifteten Sporen in den Körper oder auf die haut gelangen. Sich daraus ergebende gesundheitliche Beeinträchtigungen und Störungen stellten sich unter anderem durch extreme Müdigkeit und schwere Wahrnehmungsstörungen dar. Fast alle Mykotoxine sind hitze- und säurestabil. Durch Laugung und starke Oxidationsmittel werden sie rasch inaktiviert. Manche, wie etwa die Aflatoxine, werden auch durch UV-Licht zerstört. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wichtige Mykotoxine |
Von den 16 bekannten Aflatoxinen
werden vier (B1, B2, G1, G2) ausschließlich von Aspergillus
flavus und Aspergillus
parasiticus gebildet. Bereits geringe Mengen Aflatoxin
B1, B2, G1, G2 sind gegenüber Warmblütern akut toxisch, mutagen, carcinogen
und teratogen, wobei Aflatoxin B1 am häufigsten vorkommt und die höchste
Toxizität besitzt. Über eine längere Zeit aufgenommen, entstehen bei
vielen Tierarten und beim Menschen Tumoren, vor allem Leberzellkarzinome und Gallengangssarkome.
Aflatoxine sind in einigen Lebensmitteln natürlich vorkommend. In der Aflatoxin-Verordnung
vom 30.11.1976 sind in Deutschland als tolerierbarer Höchstwert für Aflatoxin
B1 ein Wert von 5µg/kg Produkt festgelegt worden. Die häufigsten Aflatoxinträger
sind Erdnüsse (bis 3000µg/kg), Paranüsse (bis 8000µg/kg), japanische
Pistazien (bis 800µg/kg) und Mais aus warm-feuchten Gegenden (bis 10.000µg/kg). |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Mykotoxine aus der Geschichte |
Im Jahre 1922 wurde das Grab des ägyptischen Königs Tut-ench-Amun (1347 - 1339 v. Chr.) gefunden. Nach der Entdeckung dieses Grabes kamen etwa 30 Personen, die unmittelbar an der Freilegung oder Erforschung des über 3000 Jahre alten Grabes beteiligt waren, auf unerklärliche Weise ums Leben. Die Weltpresse schrieb vom "Fluch der Pharaonen", da es einerseits keine Erklärung für die mysteriösen Todesfälle gab, andererseits aber eine Hiroglyphenschrift in der Grabkammer war "Der Tod soll den mit seinen Schwingen erschlagen, der die Ruhe des Pharaos stört". Ähnliches wiederholte sich 1973 in der polnischen Stadt Krakau bei der Eröffnung der Gräber des Jagellionen-Königs Kazimierz (1492) und seiner Frau Elzbieta. Damals kamen 12 Personen unter rätselhaften Umständen um Leben. Die polnischen Wissenschaftler wollten sich jedoch mit einem Fluch nicht zufrieden geben. Es wurden weitere Untersuchungen durchgeführt und man fand neben bis dahin unbekannten Bakterien und Pilzen auch größere Mengen des Schimmelpilze Aspergillus flavus. Dieser Schimmelpilz enthält Aflatoxine. Diese Stoffgruppe war in den 60er Jahren identifiziert worden, als Grund für ein mysteriöses Sterben von 100 000 englischen Putenküken, die mit verschimmelten brasilianischen Erdnüssen gefüttert worden waren. Die polnischen Wissenschaftler stellten fest, daß das Aflatoxin jeweils die schwächsten oder für Krankheiten anfälligsten Organe des meschlichen Körpers angegriffen hatte. So war auch zu erklären, daß bei den vielen Opfern der Gräberuntersuchungen in Ägypten oder in Krakau von den Medizinern stets verschiedene Todesursachen diagnostiziert worden waren, beispielweise Nierenbluten, Herzversagen oder Krebs. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Materialzerstörung durch Schimmelpilze |
Schimmelpilze können im Haushalt der Natur als Nützlinge bezeichnet werden, indem sie totes (organisches) Material abbauen und in Form von Erdboden den Pflanzen als Nährstoffquelle wieder zurückführen. Für uns werden sie aber in dem Augenblick, wo sie vom Menschen genutzte Materialien zerstören, zum Schädling. Die Zerstörung oder Schädigung von Materialien durch Schimmelpilze beruht hauptsächlich auf chemischen Veränderungen. Hier nutzt der Schimmelpilz das Material als Nährsubstrat, was zur Folge hat, dass sich das Material allmählich aufgelöst (z.B. Abbau der Zellulose) oder durch Stoffwechselprodukte nachteilig verändert wird. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Probennahme |
Zur Identifizierung von Schimmelpilz - Befall
gehört nicht nur eine Inspektion der befallenen Räume, es müssen auch
Proben entnommen und analysiert werden. Baubiologische Begehung |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Bewertung |
Zur Bewertung ist zuerst ein Vergleich mit der
in der Außenluft vorhandenen Grundbelastung vorzunehmen. In Europa kommen folgende
Schimmelpilze am häufigsten in der Außenluft vor (Tab. 1). Dabei sind teilweise
jahreszeitlich bedingte große Schwankungen zu berücksichtigen.
Tabelle 1
Zusammenfassend kann gesagt werden: |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Sanierung |
Das Vorhandensein von Schimmelpilzen stellt ein hygienisches Problem dar, das aus Gründen der Gesundheitsvorsorge nicht toleriert werden kann. Bei nachweislichem Schimmelpilzbefall müssen fachgerechte Sanierungsmaßnahmen zur Beseitigung der Schimmelpilze durchgeführt werden. Grundvoraussetzung für den Erfolg einer Sanierung ist die Beseitigung der Ursachen, die zum Auftreten des Schimmelpilzbefalls geführt haben. Nach der Sanierung müssen geeignete Maßnahmen getroffen werden, damit sich nicht durch ungünstige Bedingungen ein Neubefall einstellt. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Persönliche Schutzmaßnahmen |
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kurzfristige Maßnahmen |
Wenn nicht sofort mit den Sanierungsmaßnahmen begonnen werden kann, ist zu prüfen, ob die befallenen Stellen übergangsweise möglichst ohne Staubverwirbelung gereinigt und desinfiziert werden können oder ob es Möglichkeiten gibt, die befallenen Stellen übergangsweise abzudecken, abzuschotten oder in Quarantäne zu verbringen. Zu beachten ist, dass auch für diese vorübergehenden Maßnahmen geeignete persönliche Schutzmaßnahmen (Atemschutz etc.) zu treffen sind. Als kurzfristiges Desinfektionsmittel hat sich für trockene Flächen 70%iger Ethylalkohol und für feuchte Flächen 80%iger Ethylalkohol bewährt. Der Einsatz von Fungiziden ist ebenfalls denkbar, wobei diese möglicherweise andere gesundheitliche Nachteile aufgrund der chemischen Zusammensetzung mit sich bringen können. Gezieltes Lüften und Heizen (Infrarot) der Befallsbereiche kann die Feuchtigkeit reduzieren und ein Schimmelwachstum vorübergehend verringern. Hierbei muß aber sichergestellt sein, dass zuvor bereits vorhandene Schimmelpilzsporen entfernt (z.B. geeigneter Staubsauger) worden sind, um hohe Konzentrationen an Schimmelpilzsporen und verwirbelbaren Staub in der Raumluft sowie die Entstehung von Sekundärquellen zu vermeiden. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Langfristige Maßnahmen |
Eine Sanierung von schimmelpilzbefallenem Material muß das Ziel haben, die Schimmelpilze vollständig zu entfernen. Eine bloße Abtötung von Schimmelpilzen reicht nicht aus, da auch von abgetöteten Schimmelpilzen allergische und reizende Wirkungen ausgehen können. Bei der Sanierung von Schimmelpilzbefall können sehr hohe Konzentrationen an Sporen freigesetzt werden. Eine Sanierung sollte daher nur unter geeigneten Sicherheits- und Arbeitsschutzbedingungen von fachlich qualifizierten Personen durchgeführt werden. Da ein gesundheitliches Risiko bei der Schimmelpilzsanierung nicht auszuschließen ist, sollten Personen wie z.B. Allergiker oder Vorgeschädigten mit chronischen Atemwegserkrankungen oder geschwächtem Immunsystem derartige Arbeiten nicht ausführen. Der Sanierungsaufwand muß dem Schaden entsprechen und der Art der Raumnutzung angepaßt werden. Dabei spielen u.a. eine Rolle:
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Sanierungsarbeiten kleineren Umfangs |
Bei nur oberflächlichem Befall oder wenn
die befallene Fläche nicht größer als ca. 0,4 qm beträgt und wenn
keine Bauwerksmängel vorliegen, können die Sanierungsmaßnahmen ohne
Beteiligung von Fachpersonal durchgeführt werden. In der Regel ist hier kein Risiko
für gesunde Personen zu erwarten. Beispielhaft ist dabei folgende Vorgehensweise
anwendbar: |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Umfangreichere Sanierungsarbeiten |
Grundsätzlich sind hierzu gewerbliche Firmen zu beauftragen, die mit solchen Sanierungsarbeiten, den hierbei auftretenden Gefahren, den erforderlichen Schutzmaßnahmen und den zu beachtenden Vorschriften und Empfehlungen vertraut sind. Zu beachten ist, dass nicht nur der Sanierer, sondern auch die Nutzer/ Bewohner bei der Beseitigung des Schimmelpilzbefalls durch geeignete Schutzmaßnahmen vor Schimmelpilzexposition geschützt werden. Dabei muß vorallem der Gesundheitszustand der Nutzer (Gesunde, Allergiker, Immunvorgeschädigte) berücksichtigt werden. Außerdem muß verhindert werden, dass sich Schimmelpilze durch die Sanierungsmaßnahmen in andere Bereiche der Räume oder Gebäude ausbreiten und dort eventuell zu neuen Problemen führen. Auf jeden Fall sind Lebensmittel und andere Gegenstände wie Kinderspielzeug oder Kleidung vor der Sanierung aus dem Räumen zu entfernen. Bei größeren Schimmelpilzschäden sollten die befallenen Bereiche staubdicht abgeschottet oder andere Maßnahmen ergriffen werden, um eine Ausbreitung der Schimmelpilzsporen zu minimieren. Nach Abschluß einer Schimmelpilzsanierung sollte ein "Freimessung" zum Nachweis, dass keine erhöhten Schimmelpilzsubstanzen mehr vorliegen, vorgenommen werden. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wichtige Arbeitsschutzmaßnahmen bei Sanierungsarbeiten durch gewerbliche Firmen |
Tätigkeiten, bei denen Arbeitnehmer Belastungen mit Schimmelpilzen und Actinomyceten ausgesetzt sind, sind als - nicht gezielte - Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen in die Risikogruppe 1 und 2 gemäß Biostoffverordnung einzustufen. Außerdem liegt eine Gefährdung durch sensibilisierende Gefahrstoffe vor, da Schimmelpilz- und Actinomyceten-haltiger Staub als sensibilisierender Gefahrstoff eingestuft ist. Zu berücksichtigen sind z.B. die Anforderungen der nachfolgenden Regelungen:
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Magazin |
In der Studie des Landes NRW zur Erforschung der allergischen Krankheiten
von Archivmitarbeitern werden 16 Vorsorgeregeln aufgezeigt, um eine Gefährdung
von Archivmitarbeitern zu minimieren, da davon ausgegangen werden muss, dass in den
Magazinen mit einem erhöhten Schimmelpilzbefall und damit mit einer höheren
Sporenkonzentration in der Luft gerechnet werden muss.20 Hier seien die wichtigsten
wiedergegeben. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Übersicht über mögliche Bekämpfungsmethoden |
Schwächung oder Abtötung der Schimmelpilze durch
|
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|