Erhöhung der Sicherheit bei
Begasungen: Simulation mit ungiftigem Testgas
Durch die von Binker Materialschutz GmbH neu entwickelte Methode zur Begasungssimulation
und Bestimmung der Dichtigkeit konnte die baulich mit dem Kloster verbundene Orgelempore
der Franziskaner-Klosterkirche auf dem Frauenberg in Fulda sicher und mit geringstem
Begasungsmitteleinsatz an Altarion Vikane wirksam begast werden ohne vollständige
Evakuierung des Klosters.
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Luftaufnahme der Klosteranlage auf dem
Frauenberg in Fulda. Die bauliche Verbundenheit der Kirche mit dem Kloster
ist deutlich erkennbar.
Das Kloster auf dem Frauenberg wurde 744
n.Chr. gegründet. Durch einen Brand 1757 wurden Kirche und Kloster fast
gänzlich vernichtet. Der Wiederaufbau der Klosterkirche mit dem Kloster
dauerte von 1758 bis 1765. Die heutige Klosterkirche des Frauenbergs ist ein
spätbarocker Bau. Das Klostergebäude besteht aus einem langgestreckten
Hauptbau, dem Südflügel, der durch einen West- und einen Ostflügel
mit der Kirche verbunden ist. Im Erdgeschoß der vier Flügel verläuft
der Kreuzgang, der einen geräumigen Innenhof umschließt. |
Das Kloster beherbergt in seiner Bibliothek
mit 130.000 Bänden ein unschätzbares kulturelles Erbe. Heute leben auf dem
Frauenberg 35 Brüder der Fuldaer Franziskanerprovinz. Der Frauenberg ist Sitz
des Provinzialates und der Provinzverwaltung.
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Im Jahre 2002 wurde Befall durch Holzschädlinge
in der Kirche festgestellt. Frische Bohrmehlspuren waren aufgetreten.
Eine gemeinsame Ortseinsicht durch Herrn Architekt Bangert vom Architekturbüro
Ollerts und Ollerts in Fulda mit dem Geprüften Schädlingsbekämpfer
und Geschäftsführer Joachim Binker am 13.01.2003 zeigte frischen
und aktiven Befall durch den Gewöhnlichen Nagekäfer = "Holzwurm"
(Anobium punctatum De Geer). Dieser wurde am Gestühle auf der Orgelempore
und an der darunterliegenden Podestkonstruktion festgestellt. Der Befall drohte
auf die wertvolle Orgel überzugreifen. Eine Behandlung der lackierten
und dadurch untränkbaren Gestühleteile mit flüssigen Holzschutzmitteln
hatte ebenso wenig Aussicht auf Bekämpfungserfolg wie eine Heißluftbehandlung
der thermisch abgeschotteten Unterkonstruktion. |
Eine umfassende Anobienbekämpfung
war nach Diskussion aller Beteiligter nur im Begasungsverfahren möglich.
Es wurde deshalb eine Teilbegasung
der Orgelempore in der baulich mit dem Kloster verbundenen Klosterkirche mit Altarion
Vikane beauftragt.
Die strengen Vorschriften der TRGS 512 (Technische Regeln für Gefahrstoffe 512)
schreiben aber während der Begasung eine Evakuierung angrenzender Bauteile, also
des Klosters, vor.
Die vollständige Evakuierung war jedoch nicht möglich, da der Klosterbetrieb
aufrechterhalten werden mußte. In Absprache mit der örtlich zuständigen
Meldebehörde wurden nur die unmittelbar an die Empore angrenzenden Klosterräume
evakuiert und diese als Gaspufferräume mit Permanentbelüftung eingerichtet.
Veranlaßt durch einen Begasungsunfall von Mitbewerbern wurde von Binker Materialschutz eine
neue Testmethode entwickelt, die die Sicherheit der Klosterbewohner/-nutzer durch den
Einsatz eines Simulationsgases gewährleistete.
Im Vorfeld der eigentlichen Begasung mit
Vikane wurde hierzu nämlich nach der hermetischen Abdichtung der Orgelempore
zunächst ein völlig ungiftiges Testgas in den zu begasenden Emporebereich
aus einer Stahlflasche eingeleitet . Das Testgas wies ein nahezu gleiches Effusions-
und Diffusionsverhalten auf wie das eigentliche Begasungsmittel Vikane. Aus
der eingesetzten Menge des Testgases, seiner korrespondierenden Konzentration
in der Luft des abgedichteten Bereichs und deren zeitlichen Abnahme ließ
sich bei einer 10-stündigen Verweilzeit über Nacht die Luftwechselrate
der zu begasenden Orgelempore exakt ermitteln. Während sich beim Drucktest
(Dichtigkeitstest) nach Merkblatt 71 der Biologischen Bundesanstalt für
Land- und Forstwirtschaft kaum aussagekräftige Ergebnisse bzgl. der zu
erwartenden Luftwechselrate ableiten ließen, konnte nun mit der Testgas-Methode
der Binker Materialschutz die Luftwechselrate der Orgelempore sehr genau ermittelt
werden. Das Risiko der Beschädigung der Abdichtung durch das Anlegen eines
Unter- oder Überdrucks wie beim Drucktest tritt hierbei nicht auf. Mit
Hilfe des Testgases konnten die Diffusionswege bzw. die Gas-Austrittspunkte
aufgespürt werden. Damit war es möglich, die bislang "unsichtbaren"
undichten Stellen im Mauerwerk der Empore im Vorfeld der Begasung gegen die
Schädlinge zu ermitteln. Diese konnten anschließend nachgedichtet
werden |
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Weitere bislang unentdeckt gebliebene
Leckagen der abgedichteten Orgelempore konnten durch Aufspüren des ungiftigen
Testgases mit einem Sensor an Ritzen und Spalten sowie an Fußböden und Sockelleisten
detektiert werden. Ebenso waren die bei der anschließend durchzuführenden
Begasung zu erwartenden Gas-Konzentrationen von Vikane außerhalb der Orgelempore
und in den Pufferräumen an Hand der gemessenen Testgas-Konzentrationen vorhersagbar.
Die Vikane-Begasung konnte mit ungiftigem Testgas simuliert werden, um so "Überraschungen"
auszuschließen.
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Auf Grund der ermittelten Testgas-Luftwechselrate
(Maß für die Dichtigkeit mit der physikalischen Einheit [1/h]) war
es auch möglich, die zur Abtötung der Anobien minimal notwendige
Vikane-Anfangskonzentration bei vorgegebener Raumtemperatur und festgelegter
Einwirkzeit genau zu berechnen. Unnötige Überdosierungen oder zusätzliche
Nachdosierungen von Vikane wurden dadurch vermieden. Die durch das Testgas
ermittelte Halbwertszeit des Gasverlustes stimmte mit der von Vikane während
der eigentlichen Begasung gegen die Schädlinge überein. |
Mit Hilfe dieses neuen Dichtigkeitstests
konnte die Vikane-Begasung problemlos und ohne jegliche Zwischenfälle sicher durchgeführt
werden. Eine Gefährdung der Klosterbewohner und -nutzer war zu keiner Zeit gegeben.
Zusammenfassung:
Mit der neuen Simulationsmethode können die Undichtigkeiten zu begasender Räume
und Gebäude und deren Luftwechselrate genau vorhergesagt werden. Mit der ermittelten
Luftwechselrate läßt sich die niedrigste wirksame Anfangskonzentration an
Vikane berechnen.
Für Begasungen müssen zukünftig nur noch die minimal notwendigen wirksamen
Mengen an Vikane eingesetzt werden: Ein Beitrag zu Umweltschutz und Sicherheit. |